1. Fachkonferenz: Eltern- und FamilienMEDIENarbeit in Sachsen-Anhalt: Vielfalt – Austausch – Aktion

Wann: 28.04.2014
Wo: Familienhaus Magdeburg (Hohepfortestraße 14, 39106 Magdeburg)

Medien werden von ALLEN genutzt und halten in ALLEN Lebensbereichen Einzug. Somit spielen Medien im Kontext der Erziehung eine immer wichtigere Rolle. In der Familie werden die Weichen der Mediennutzung- und erziehung gestellt, aber auch immer mehr sind auch die ErzieherInnen und Lehrkräfte gefragt. In den letzten Jahren ist der Bedarf nach Unterstützungsangeboten zur Medienerziehung rasant gestiegen. Im Land Sachsen-Anhalt gibt es zahlreiche AnsprechpartnerInnen und gute Modelle für die Eltern- und Familienmedienarbeit. Aber leider ist der Bedarf der Bildungseinrichtungen und Familien so hoch, dass dieser nicht mehr im vollem Maße abgedeckt werden kann.

Mit der 1. Fachkonferenz galt es, die vielfältigen Angebote der Eltern- und Familienmedienarbeit im Land Sachsen-Anhalt aufzudecken und transparent zu gestalten. Ebenso sollten alle Akteure der Eltern- und Familienarbeit die Möglichkeit bekommen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Ziel der Veranstaltung war es, die medienpädagogischen Angebote in Sachsen-Anhalt für alle Eltern und Familien noch sichtbarer zu machen, sie bei der eigenen Medienerziehung zu unterstützen sowie die Angebote zu stärken und auszubauen. Die Veranstaltung informierte, bot Orientierung und Anregungen für einen reflektierten und verantwortungsvollen Medienkonsum für Eltern und Familien.

Die Fachkonferenz richtete sich an Fachexperten, ErzieherInnen, SchulsozialarbeiterInnen, PädagogInnen, Familien und an alle Interessierten.

Programm als PDF

Ergebnisse:

Die 1. Fachkonferenz  Medienkompetenz „Eltern- und FamilienMEDIENarbeit in Sachsen-Anhalt:  Vielfalt  – Austausch  – Aktion“  besuchten über 60 Akteure und Interessierte aus Bildung, Forschung, Politik und Wirtschaft sowie vielen anderen Bereichen Sachsen-Anhalts. Sie tauschten sich aus und gingen der Frage nach „Wie können wir Familien besser bei Fragen der Medienerziehung unterstützen?“. In einem Workshop für Fachkräfte aus Sachsen-Anhalt wurden die Fragen „Wo stehen wir in der Elternmedienarbeit? Welche Hürden gibt es? Wo wollen wir hin? Wie kommen wir an das Ziel?“ diskutiert und konkrete Vorschläge für zukünftige Aktionen aufgeführt. Am Nachmittag stellte Frau Dr. Ulrike Wagner (JFF) die Ergebnisse der Studie: „Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie“ vor. In der anschließenden Gesprächsrunde diskutierten Sozialminister Norbert Bischoff und Martin Heine, Direktor der Medienanstalt Sachsen-Anhalt, und Andere über die Frage „Wie können wir Sachsen-Anhalt im Bereich der FamilienMEDIENarbeit stärken und ausbauen?“.

Ergebnisse im Blitzlicht:

 

Workshop:  „Eltern- und FamilienMEDIENarbeit in Sachsen-Anhalt: Wo stehen wir und wo wollen wir hin?

Dieser Workshop verfolgte das Ziel, dass der Austausch unter den Akteuren angeregt wird, um Impulse für die eigene Arbeit zu erhalten und sich miteinander zu vernetzen. Im letzten Schritt wurde eine gemeinsame Aktion angeregt, um Eltern und Familien besser in der eigenen Medienerziehung unterstützen zu können.  Die Workshopteilnehmenden tauschten sich über vier konkrete Fragen aus. Die Ergebnisse zu den einzelnen Fragen werden folgend aufgeführt:


1. Frage: Wo stehen wir?
Wie schätzen Sie den derzeitigen Stand der medienpädagogischen Unterstützungsangebote für Familien und Eltern ein? Welche Angebote kennen Sie/bieten Sie an?

Zitierte Antworten der Teilnehmenden

  • zu wenig Angebote/zu wenig beworbene Angebote
  • vielfältige Angebote, aber fragwürdige Rahmenbedingungen (Finanzierung)
  • die landesweite Vernetzung weist noch große Lücken auf
  • Angebote sind häufig als Pilotprojekte angesetzt
  • Medienpädagogischer Atlas fasst alle Angebote zusammen
  • elf Medienpädagogische BeraterInnen agieren im Land
  • Vernetzung hat gerade erst begonnen
  • rechtliche und technische Hürden in den Schulen bestehen derzeit
  • zu wenig Kontakte zu freien Trägern
  • Ansprechpartner sind konzentriert auf die Städte und was ist mit den ländlichen Gebieten?
  • derzeitiger Stand im Bezug auf die Finanzierungen sind nicht zufriedenstellend
  • Wir sind hochmotiviert!

2. Frage: Welche Hürden gibt es?
Welche Schwierigkeiten gibt es derzeit bei der Eltern- und Familienmedienarbeit im Land?
Was muss Ihrer Meinung nach am dringlichsten getan/angegangen werden, um bestehende Schwierigkeiten auszuräumen?

Antworten der Teilnehmenden

  • teilweise Überforderung/Desinteresse bei Eltern/ Pädagogen
  • Freistellungen für Fortbildungstage
  • Verantwortung der Eltern an Erziehung/beteiligte Personen
  • Internet wird nach dem deutschen Recht geregelt/Jugendmedienschutz
  • Recherchekompetenz:  wie und wo finde ich Angebote und Ansprechpartner für meine Fragen
  • Finanzierung: Projekte werden nicht weiter/langfristig gefördert
  • trotz gut ausgebildeter Medienpädagogen keine Finanzierung von Stellen für Elternarbeit
  • finanzielle Situation der Eltern => digitales Lehrbuch
  • schwierige Rahmenbedingungen
  • noch weiße Angebotsflecken im Land
  • kein flächendeckendes WLAN
  • Bedarf ist deutlich höher als die Nachfrage
  • Medienpädagogischer Atlas soll ausgebaut werden
  • Meist erste Kontaktaufnahme leider erst, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.

 
3. Frage: Wo wollen wir hin?   
Verpflichtende Elternabende (in Kita/Schule)? Mehr Elternarbeit in der Fläche? Besserer Austausch unter den bestehenden Akteuren? Stärkere Einbindung der Schulen/Kitas in die Eltern-/Familienmedienarbeit? Ausbau technischer Regulierungsmöglichkeiten? Qualitätsstan-dards für die Anbieter?

Antworten der Teilnehmenden

  • Medienkompetenz ist Alltagskompetenz
  • Kinder, Jugendliche und Eltern als Multiplikatoren nutzen
  • Qualitätsstandards für Elternmedienarbeit formulieren/festschreiben
  • Sensibilisierung der Erzieher/Fachkräfte/Pädagogen
  • Angebotserfassung und Verbreitung von Akteuren der Elternmedienarbeit muss stärker an die Zielgruppen
  • stärkere Verankerung im Bildungs- und Sozialplan
  • bessere/angemessene Finanzierung
  • bedarfsgerechte Angebotsvielfalt muss gestärkt werden
  • Medienpädagogen schon in den Grundschulen einsetzen


4. Frage: Wie kommen wir an das Ziel?

Wollen wir …Qualitätsstandards?  … andere Rahmenbedingungen?  … einen gemeinsamen Maßnahmeplan? … gemeinsame Aktionen? Welche? … Selbst etwas tun? Was?

 

Antworten der Teilnehmenden

  • Finanzierung sichern/ausbauen!
  • landesweiter dezentraler Aktionstag
  • Multiplikatoren fit machen, um flächendeckende Arbeit zu leisten/Angebote zu unterbreiten
  • stärkere Transparenz /Kommunikation von Angeboten
  • „Keine Bildung ohne Medien“ = Bildung braucht mehr Aufmerksamkeit
  • Familienarbeit muss als gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen werden
  • Qualitätsstandards formulieren/festschreiben
  • über die Kinder die Eltern erreichen (Schulen, KITAs, Horte, Freizeiteinrichtungen)
  • Verantwortungen definieren
  • Medienbildung als Bestandteil der Ausbildung von ErzieherInnen und LehrerInnen
  • alle Pädagogen erreichen

 

Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse lieferte die Studie „Zwischen Anspruch und Alltagsbewältigung: Medienerziehung in der Familie“, die von Frau Dr. Ulrike Wagner vorgestellt wurde.

Frau Dr. Wagner stellte sechs Muster medienerzieherischen Handelns von Familien vor, die sich aus den Untersuchungen ergeben haben:

a)    Individuell unterstützen

b)    Rahmen setzen

c)    Beobachten und situativ eingreifen

d)    Laufen lassen

e)    Normgeleitet reglementieren

f)     Funktionalistisch kontrollieren

Aus dieser Studie lassen sich folgende Schlussfolgerungen für die Elternmedienarbeit ziehen:

  • Alleinerziehende und Familien mit besonderem Unterstützungsbedarf benötigen besondere Hilfe und eigenständige Konzepte.
  • Um Eltern bei der Medienerziehung ihrer Kinder zu unterstützen, bedarf es einer Berücksichtigung der jeweiligen Familienlebenssituationen, den unterschiedlichen Bedürfnissen und den vorhandenen Ressourcen.
  • Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit einer zielgruppendifferenzierten Ansprache für die Elternmedienarbeit.

Diese Schlussfolgerungen bringen laut Wagner folgende Anforderungen an eine gelingende Unterstützung von Medienerziehung mit sich:

  • Orientierung muss sich an familiäre Ressourcen richten
  • Berücksichtigung der Rahmenbedingungen familiären Alltags
  • Kindorientierung als zentrales Kriterium für Entwicklung und Umsetzung unterstützender Angebote
  • Einbezug aller mit Erziehung befassten Bezugspersonen
  • Berücksichtigung der Rolle von Medien für die Familieninteraktion
  • Einbezug unterstützender Strukturen, v.a. bei Familien mit Mehrfachbelastung

 

Im Gespräch: Quo vadis – Wie können wir Sachsen-Anhalt im Bereich der Eltern- und Familienmedienarbeit stärken?

Podiumsgäste waren:

  • Norbert Bischoff
    Minister für Gesundheit und Soziales Sachsen-Anhalt
  • Martin Heine
    Medienanstalt Sachsen-Anhalt
  • Dr. Ulrike Wagner
    JFF – Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis
  • Jens Antefuhr
    Kultusministerium Sachsen-Anhalt; Vorsitz der Arbeitsgemeinschaft
    Medienbildung/-kompetenz Sachsen-Anhalt
  • Andrea Wegner
    Deutscher Kinderschutzbund Landesverband Sachsen-Anhalt e.V.
  • Dagmar Zoschke
    MdL Vorsitzende Ausschuss für Arbeit und Soziales
  • Moderation: Tom Gräbe (radio hbw)

Die Podiumsgäste tauschten sich über die Frage „Wie können wir Sachsen-Anhalt im Bereich der Eltern- und Familienmedienarbeit stärken?“ aus. Weiterhin wurde auch nach den konkreten Wünschen gefragt.  Jeder Teilnehmende der Veranstaltung und jeder Podiumsgast hatte die Möglichkeit seinen Wunsch in Bezug auf die Elternmedienarbeit in Sachsen-Anhalt zu äußern.

Antworten auf die Frage: Was würden Sie sich auf Ihren Wunschzettel notieren, wenn Sie einen Wunsch frei hätten, um die Familienmedienarbeit im Land stärken zu können? Was würden Sie selbst dafür tun, um Sachsen-Anhalt im Bereich der Eltern- und Familienmedienarbeit zu stärken? waren folgende:

Norbert Bischoff: „Ich fordere mehr Aufklärung und eine stärkere Vernetzung der  Elternhäuser, Schulen, Freizeiteinrichtungen, Kinder- und Jugendeinrichtungen.“

Martin Heine: „Ich wünsche mir eine stärkere Aufklärung über die Möglichkeiten des technischen Jugendmedienschutzes.“

Jens Antefuhr: „Wir brauchen mehr Sensibilisierung im Bezug auf die eigenen Daten. Eltern und Kinder brauchen mehr Bewusstsein für ihre privaten Daten.“

Dr. Ulrike Wagner: „Ich wünsche mir bessere Rahmenbedingungen im Bezug auf finanzielle Unterstützungsangebote für das Land Sachsen-Anhalt.“

Andrea Wegner: „Der beste Kinder- und Jugendmedienschutz ist die Beteiligung der Kinder und Jugend. Ich wünsche mir mehr Unterstützung des Elwis-Junior-Coach Programms (Peer-to-Peer Programm) im Land Sachsen-Anhalt.“

Dagmar Zoschke: „Ich wünsche mir, dass Eltern lernen ihre Kinder stark zu machen. Eltern sollen Entscheidungen mit ihren Kindern treffen. Und ich wünsche mir mehr solcher Veranstaltungen und ein Unterrichtsfach Medienkunde.“

Stimmen aus dem Publikum

  • „Ich wünsche mir mehr finanzielle Ressourcen für die Beschäftigung von gut ausgebildeten Medienpädagogen im Land, da die Nachfrage an Projekten sehr groß ist.“
  • „Ich wünsche mir eine bessere Vernetzung und das Wissen über die Vielfalt an Angeboten.“
  • „Ich wünsche mir, dass das Kultusministerium mit Freude den Einsatz von Medienberatern verlängert.“
  • „Ich wünsche mir, dass das Finanzministerium die technischen Ausstattungen der Schulen vom Landesdemonstrationszentrum umsetzt.“
  • „Bekanntheit der Angebote ausweiten, Medienpädagogischen Atlas erweitern, Kräfte besser bündeln, durch kleinere regionale Treffen mit konkreten thematischen Zielen.“
  • „Ich wünsche mir mehr Verankerung der Medienbildung in der Ausbildung von ErzieherInnen, Methodenaustausch unter den AkteurInnen der Medienbildungsprojekte mit Eltern/Familien.“
  • „Langfristige Finanzierungspläne für Medienbildungsprojekte.“
  • „In Sachsen-Anhalt werden Medienpädagogen ausgebildet. Sie haben keine Chance eine Arbeitsstelle für Medienpädagogen und Elternarbeit zu finden, da es diese Stellen für sie nicht gibt. Wir dürfen diese Fachkräfte nicht ziehen lassen. Wir brauchen Arbeitsplätze für diese jungen Fachkräfte.“
  • „Wir brauchen eine langfristige Absicherung der Medienberater in den Landkreisen.  Eine Erweiterung des Programms wäre sinnvoll. 0,5  Stellen pro Landkreis ist zu wenig. Die medienpädagogischen Berater machen auch Elternarbeit zum Thema.“
  • „Bester Kinder- und Jugendmedienschutz ist Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Ich wünsche mir mehr Unterstützung für Elwis-Junior-Coach o.ä. Peer-to-peer-Konzepte.“
  • „Mehr Unterstützung medienpädagogischer Arbeit auf ministerieller Ebene, durch Vernetzung, finanzielle Unterstützung, Transparenz und Chancen zur Umsetzung der Eltern-Medien-Arbeit für alle medienpädagogisch Tätigen.“
  • „Mehr flächendeckende Angebote durch qualifizierte Fachkräfte.“


Onlinekatalog mit Angeboten zur Unterstützung der Medienerziehung für Eltern und Familien aus Sachsen-Anhalt steht ab sofort als Download bereit

Ein weiteres Angebot und jetzt Ergebnis dieser Fachkonferenz ist die Präsentation von Angeboten, die Eltern und Familien in der Medienerziehung ihrer Kinder unterstützen sollen. Der entstandene Onlinekatalog steht ab sofort zumDownload bereit und wird in Kürze an alle Einrichtungen der Familienbildung, an alle Schulen und KITAs im Land Sachsen-Anhalt versendet.

Sie bieten thematische Elternabende zur Medien-erziehung an? Sie veranstalten Familienangebote, die Fragen zur Medienerziehung aufgreifen? Sie beraten Eltern und Familien bei medienbezogenen Fragestellungen und Problemen und werden im Onlinekatalog nicht aufgeführt? Dann haben Sie jetzt die Möglichkeit Ihr eigenes Angebot für alle Familien zu präsentieren. Schicken Sie uns Ihr Angebot und wir nehmen es in den Angebotskatalog mit auf. Bitte nehmen Sie Kontakt mit uns auf, um eine Vorlage zur Präsentation zu erhalten.

Bundesweite Initiativen, die Eltern bei der Medienerziehung ihrer Kinder unterstützen:

www.klicksafe.de
www.schau-hin.info
www.internet-abc.de/eltern/