Wissenschaftlicher Beirat

Die 6. Netzwerktagung Medienkompetenz Sachsen-Anhalt wird wieder von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet. Hierfür konnten Prof. Dr. Annette Schmitt (Hochschule Magdeburg-Stendal) und Prof. Dr. Katrin Schlör (Evangelische Hochschule Ludwigsburg) gewonnen werden.

Die promovierte und habilitierte Diplom-Psychologin Annette Schmitt ist als Professorin für Bildung und Didaktik im Elementarbereich und Direktorin des Kompetenzzentrums Frühe Bildung an der Hochschule Magdeburg-Stendal tätig.  Sie lehrt in kindheitspädagogischen und rehabilitationspsychologischen Studiengängen und leitet gemeinsam mit Kollegen das Projekt „Digitalisierung in der Kita“. Ihr liegt es besonders am Herzen, mit Fachkräften in der Kita einen reflektierten professionellen Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln sowie Wege, Kindern in einer kompetenten, kreativen und kritischen Mediennutzung zu stärken.

Prof. Dr. Katrin Schlör ist Professorin für Kulturarbeit, ästhetische und kulturelle Bildung (Schwerpunkt Medienbildung) in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg am Campus Reutlingen. Nach ihrem Studium der Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart promovierte sie an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg in der Abteilung Medienpädagogik zum Thema Medienkulturen in Familien in belasteten Lebenslagen, wo sie anschließend als akademische Mitarbeiterin im Projekt Digitales Lernen Grundschule (dileg-SL) arbeitete. Darüber hinaus ist sie als selbständige Referentin und Autorin für Medienbildung tätig und Gründungs- sowie Vorstandsmitglied der Medienakademie Baden-Württemberg. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind kulturelle Medienbildung, aktive Medienarbeit, medienpädagogische Eltern- und Familienarbeit und lebenslagensensible Medienpädagogik.

Vorwort des wissenschaftlichen Beirats

MEDIEN I VIELFALT I ORIENTIERUNG – 6. Netzwerktagung Medienkompetenz Sachsen-Anhalt

Sehr geehrte Damen und Herren,

in Zeiten des digitalen Wandels und damit verbundenen Herausforderungen wirkt die Pandemie wie ein Brennglas sowohl auf bestehende Missstände und Risiken als auch auf weitreichende Potenziale. Als zwei problematische Aspekte, die dringend Lösungsstrategien erfordern, seien ungleiche Chancen auf digitale Teilhabe und Desinformation anhand von Verschwörungsmythen in Social Media genannt. Ins Positive gewendet, bietet der pandemiebedingte Digitalisierungsschub hohe Potenziale, um Kommunikations-, Informations- und Bildungsmöglichkeiten – auch für neue Akteursgruppen – zu erweitern. Die 6. Netzwerktagung Medienkompetenz 2021 unter dem Titel medien | vielfalt | orientierung greift diese Ambivalenz auf und möchte mit ihren vielfältigen Beiträgen über die Krise hinaus Perspektiven für Medienbildungskonzepte entwickeln, die den hier angerissenen Chancen und Risiken in einer pluralen Gesellschaft Rechnung tragen. 

Aktuell eröffnen sich zu unterschiedlichsten Themen zahlreiche Zugänge, ob über gängige Social Media-Plattformen oder im Rahmen der formalen und non-formalen Bildung. Unter dem (Zeit-)Druck der Pandemie erweiterten auch neue Akteursgruppen in kurzer Zeit ihre Kommunikations- und Informationsmöglichkeiten durch digitale Medien. Von der Kita über die Schule und beruflicher Bildung bis hin zu den Hochschulen und non-formalen Lernorten wurden mit hoher Kreativität und Engagement digitale Bildungs- und Kommunikationswege aufgebaut und genutzt. Digitale Technologien, Methoden und Praktiken können somit mangelnde Möglichkeiten der physischen Begegnung kompensieren und bestehende didaktische und soziale Settings erweitern. Dies birgt jedoch die Gefahr einer sich vertiefenden Spaltung, denn davon können nicht alle gleichermaßen profitieren. So sehr die Pandemie die Bildungslandschaft als Innovationsmotor prägt, so sehr spaltet sie Lernende und Lehrende anhand der ungleichen Verteilung von Gerätschaften, Internetzugängen, Nutzungspraktiken und Medienkompetenzen.

Gleichzeitig geben Medien der Gesellschaft gerade in Krisenzeiten Orientierung und Halt. Doch auch hier zeigen sich Licht- und Schattenseiten der medialen Vielfalt. Während Wissenschaftler*innen in populärkulturellen Formaten um Anerkennung ringen, wächst das Angebot an „alternativen“ Quellen, deren Informationen nicht immer faktisch geprüft sind und die teilweise populistische bis verfassungsfeindliche Thesen proklamieren. Ein selbstbestimmter und kritischer Umgang mit Medien zeigt sich somit einmal mehr als Schlüsselkompetenz der heutigen Zeit.

Um es deutlich zu sagen, die nachhaltige Verankerung von Medienbildung hat eine so essenzielle Bedeutung für gesellschaftliche Teilhabe, Partizipation und demokratisches Handeln wie nie zuvor. Daher nimmt die diesjährige Netzwerktagung ausdrücklich die Breite der Bildungslandschaft in den Blick. Der Perspektive auf Vielfalt wird auch dadurch Rechnung getragen, dass in Vorträgen, Diskussionsrunden, Panels und Workshops sowohl aktuelle wissenschaftliche Diskurse als auch oftmals in der Praxis entwickelte und erprobte konzeptionelle und methodische Fragestellungen zur Diskussion gestellt werden. Zentral sind Fragen nach lebensweltorientierten Zugängen zu bislang nur wenig erreichten Zielgruppen, angemessenen Konzepten für den Elementarbereich, Chancen und Herausforderungen inklusiver Medienbildungsangebote und Lösungsangeboten für mehr Schutz im digitalen Raum.

Das Potenzial medialer Vielfalt in Zugängen, Formaten, Darstellungen, Akteur*innen und Praktiken medienpädagogischer Angebote stellt eine Ressource dieser Tagung dar und soll anhand diverser Good Practice-Beispiele Orientierung und Anregungen für Ihre eigene Praxis geben. Gleichzeitig laden wir Sie zum Diskurs über vielfältige Erfahrungen, Erwartungen und Haltungen ein: Welchen Herausforderungen begegnen wir bei der Umsetzung solcher Konzepte im Alltag? Was muss gegeben sein, damit sich jene Konzepte in der Praxis bewähren? Wie stehen wir selbst zum Umgang mit digitalen Medien, welche Erfahrungen und Erwartungen verbinden wir damit? Welche Relevanz haben wir selbst für die Entwicklung von Medienkompetenz in unseren unterschiedlichen gesellschaftlichen Rollen?

Wir freuen uns auf vielfältige Diskussionen, inspirierende Beiträge und auf Sie – sei es in der Präsenz vor Ort oder in virtuellen Treffen.

Prof. Dr. Katrin Schlör und Prof. Dr. Annette Schmitt