Panel 4: Immer online – wenn Nutzungszeiten aus dem Ruder laufen

Die Online-Nutzungszeiten von Kindern und Jugendlichen bewegen sich seit Jahren auf hohem Niveau und sind in der Corona-Pandemie nochmals angestiegen. Das Problemfeld wird aus medienpädagogischer Perspektive als „exzessive Onlinenutzung“ diskutiert und ist zunehmend in den Fokus des Jugendmedienschutzes und der Erziehungs- und Präventionsarbeit gerückt. Hinzu kommt, dass durch die Anerkennung der Computerspielsucht als eigenständiges Krankheitsbild im internationalen ICD-11 der WHO das Phänomen verstärkt in der Öffentlichkeit diskutiert wird – jedoch aus medizinischer und nicht aus medienpädagogischer Perspektive.

Unstrittig ist, dass Social-Media-Anwendungen und Online-Games bewusst Mechanismen und Spieldesigns einsetzen, um Nutzerinnen und Nutzer zeitlich an die Angebote zu binden und zu Handlungen (In-App-Käufe, Datennutzung etc.) im Sinne der Anbieter zu bewegen. Irreführende Strategien, die allgemein als „Dark Pattern“ bezeichnet werden, können von Heranwachsenden oftmals nicht zuverlässig erkannt werden. Somit schränken sie ein selbstbestimmtes Medienhandeln junger Menschen erheblich ein. Die dynamische Entwicklung der Strategien macht es bislang schwer, eine eindeutige rechtliche Regelung zu treffen. Neben dem Schutzgedanken ist es dringend erforderlich, das Bewusstsein junger Menschen für manipulative Designs in Social Media und Games zu schärfen.

Digitale Kommunikations-, Informations- und Unterhaltungsmedien sind ein wesentlicher Bestandteil der heutigen Jugendkultur und spielen eine wichtige Rolle in der Persönlichkeitsentwicklung. Pauschale Zuschreibungen von „mediensüchtigem Verhalten“ werden der Bedeutung digitaler Medienangebote für das Aufwachsen in einer digitalen Welt nicht gerecht. Es bedarf einer differenzierten Betrachtung des Phänomens, die Heranwachsende, Familien, pädagogische Fachkräfte sowie die Anbieter in den Diskurs einbezieht.

Ausgehend vom kinderrechtlichen Dreiklang ‚Beteiligung, Befähigung und Schutz‘ werden auf dem Panel Erkenntnisse zur exzessiven Onlinenutzung zusammengetragen und interdisziplinäre Handlungsansätze für ein souveränes Medienhandeln in der Erziehung und Bildung aufgezeigt.

Leitfragen:

  • Welche Dark-Pattern-Strategien werden von Anbietern eingesetzt, um Nutzerinnen und Nutzer über einen längeren Zeitraum an digitale Spiele und Apps zu binden?
  • Welche Verantwortung tragen Anbieter und Aufsichtsbehörden und was können Familien und pädagogische Fachkräfte in Bezug auf exzessive Mediennutzung von Heranwachsenden unternehmen?
  • Welche Faktoren müssen erfüllt sein, um eine „exzessive Mediennutzung“ bzw. „Computerspielsucht“ zu diagnostizieren? Wo finden Betroffene Beratung und Hilfe?
Präsentation Impulsvortrag