Ressourcen, Chancen, Hürden – frühe Medienbildung reflektiert gestalten

Der aktuelle Prozess der Digitalisierung, der in der Pandemie eine weitere Beschleunigung erfährt, hat auch den Bereich der frühen Bildung erreicht und wirkt sich in vielfältiger Weise auf das Geschehen in Kitas aus: In weit größerem Maß, als es für klassische Bildschirmmedien wie Fernsehen oder stationäre PCs der Fall war, prägen nun portable digitale Medien – an erster Stelle das allgegenwärtige Smartphone – die Lebenswelt von Kindern, so dass diese entsprechende Erfahrungen, Themen und Kompetenzen mit in die Bildungseinrichtung bringen. Auch werden zunehmend digitale Bildungs-Werkzeuge wie Tablets oder Lern-Apps für sehr junge Kinder angeboten und finden Eingang in Kitas. Über die unmittelbare pädagogische Arbeit hinaus, steht Fachkräften zudem eine Vielfalt von digitalen Tools zur Auswahl, die Arbeits- und Kommunikationsabläufe neu strukturieren und, so die Hoffnung, erleichtern, etwa Apps zur Beobachtung und Dokumentation oder Messenger- und Videokonferenz-Dienste.

Gleichzeitig treten in der Fachdiskussion detaillierte Risiko-Nutzen-Bewertungen an die Stelle der lange Zeit verbreiteten Zweiteilung in Medien befürwortende versus ablehnende Wirkannahmen. Entsprechend ist davon auszugehen, dass sich auch die Haltung frühpädagogischer Fachkräfte gegenüber digitalen Medien differenzierter darstellt, als es eine einfache Polarisierung von einer „Pro-“ gegenüber einer „Kontra-“ Position abbilden kann. Als bedeutsame Facetten dieser Haltung sind u. a. biografische Medienerfahrungen und privater Mediengebrauch, Kenntnisse der pädagogischen Nutzungsmöglichkeiten und technischer Umsetzungen sowie die Einschätzung der eigenen Medienkompetenz, der Ressourcen der Kita sowie von Bedarfen der Kinder und Familien anzusehen.

In dieser komplexen Konstellation gibt es nicht den einen, für jede Fachkraft oder jede Kita passenden Weg, Medien für das Bildungsgeschehen zu nutzen und die Medienkompetenz der Kinder zu stärken. Um diesen Weg kompetent zu gestalten, sind Fachkräfte vielmehr gefordert, eine eigene professionelle Haltung zu (digitalen) Medien in ihrer speziellen Kita zu finden. Fragen, die es dabei zu reflektieren gilt, sind etwa: Wie gehe ich selbst mit Medien um? Welche Chancen und Risiken für kindliche Bildungsprozesse sehe ich im Umgang mit Medien? Wie schätze ich meinen Kenntnisstand und meine Kompetenzen ein? Wo besteht Bedarf nach Weiterbildung oder externer Unterstützung? Welche Ressourcen stehen der Kita zur Verfügung? Welche familialen Medienerfahrungen bringen die Kinder mit? Welche Wünsche oder auch Befürchtungen bestehen seitens der Eltern und Kinder?